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Emotionale und außergewöhnliche Spendenaktion für todkranke Julia aus Dingolfing

BFV-Sozialstiftung unterstützt dabei Julia und ihre Familie mit 5000 Euro.

Einmal in Dortmund den Signal-Iduna-Park besuchen, einmal die gelb-schwarzen Idole um Marco Reus im Stadion anfeuern und die Stimmung der berüchtigten gelben Wand erleben, das ist der größte Traum, der der 19-jährigen Julia Kruppa aus Dingolfing noch bleibt. Julia leidet am äußerst seltenen Melas-Syndrom und benötigt aufgrund ihrer Entwicklungsstörungen durchgängige Betreuung durch ihren Vater Waldemar. Neben der Krankheit, die Reisen in Phasen schwerer Symptomatik unmöglich macht, war es bislang vor allem die Vakanz eines adäquaten Automobils, die die Erfüllung dieses Traums verbaute.

Julia erfüllt jeden Raum, den sie betritt, mit Licht. Ihre lebensfrohe und immer glückliche Art übertönt nahezu die schwere Lebenszeit, die die inzwischen volljährige Dingolfingerin bereits hinter sich hat. Ihr kindliches Verhalten und ihr stetiges Mitteilungsbedürfnis reißen mit und zwingen ihre gesunden Mitmenschen zum Lächeln, wenngleich man ob ihres Schicksals eigentlich lieber weinen wollte.

Das Melas-Syndrom (Mitochondriale Enzephalomyopathie, Laktatazidose, Schlaganfall ähnliche Episoden) hindert sie jedoch daran, ihre Lebensfreude gänzlich an ihre Außenwelt zu kommunizieren. Seit ihrer Einschulung macht sich die Krankheit, die mit Schlaganfall-ähnlichen Symptomen, epileptischen Anfällen, Entwicklungsstörungen, Intelligenzminderung und Verhaltensstörungen einhergeht, bei Julia bemerkbar, die endgültige Diagnose erfolgte 2015. Seitdem war der weitere Verlauf ihrer Erkrankung völlig unklar und unterlag starken Schwankungen. Noch wenige Wochen vor dem Spendetermin hatte Julia mit Wasser in Lunge und Herz zu kämpfen, die Prognosen standen schlecht, doch die junge Kämpfernatur stand wieder auf und durchlebt in diesen Tagen eine wieder etwas positivere Phase. Insgesamt jedoch ist seit der Diagnose ein stetiges bergab zu erkennen, eine Chance auf Heilung besteht nicht und so kümmert sich bisweilen ein palliativ medizinisches und psychologisches Betreuungsteam um die fußballbegeisterte Dingolfingerin. Die Verlängerung ihrer knappen Lebenszeit steht derzeit im Vordergrund, bei einem weiteren Anfall stünden die Chancen auf erneut gelingende Reanimation der 19-Jährigen jedoch denkbar schlecht.

Nur im gewohnten Umfeld glücklich

Dabei ist Julias schwere Erkrankung nicht der erste Schicksalsschlag, den Familie Kruppa zu bewältigen hatte. So verstarb ihre Mutter bereits 2017 nach ebenfalls schwerer Krankheit und Vater Waldemar musste die Betreuung und Pflege seiner Tochter künftig alleinerziehend bewältigen. Infolgedessen gab dieser auch seine Erwerbstätigkeit als Kraftfahrer auf und suchte in der gesamten Republik nach lindernden Reha-Maßnahmen für seine geliebte Julia. Seitdem lebt die kleine Familie von Sozialhilfe, einzig eine Unterbringung Julias in einem Pflegeheim wäre die Alternative zur Arbeitslosigkeit gewesen, hadert Waldemar Kruppa. Dies sei für ihn jedoch zu keiner Zeit eine Option gewesen. Ablenkung findet der vom Schicksal gebeutelte Vater lediglich in seiner Tätigkeit als Torwarttrainer und Betreuer bei Fortuna Dingolfing.

Die aus der Erwerbslosigkeit resultierenden finanziellen Engpässe ließen den Traum von BVB-Fan Julia, ein Spiel im Signal-Iduna-Park zu bestaunen lassen, immer wieder platzen. Das Auto der Familie war mit über 300 000 Kilometern auf dem Tacho schlicht nicht mehr verkehrssicher genug, was auch die zahlreichen Fahrten in verschiedene Klinken bewiesen hatten.

Beispiellose Spendenbereitschaft

Um das Leben der Kruppas zumindest etwas erleichtern zu können, fasste Ernst Hemmann, Bezirksspielleiter Senioren beim Bayerischen Fußball-Verband und bekannt mit Waldemar Kruppa, einen Entschluss: Den Traum von Julia Wirklichkeit werden zu lassen und nachhaltig für die Mobilität der Familie zu sorgen.

So machte sich Hemmann auf die Suche nach Sponsoren und wurde umgehend fündig. Insgesamt akquirierte der umtriebige Fußballfunktionär 8 000 Euro, doch damit nicht genug: Mit dem Autohaus Priller fand sich ein weiterer großzügiger Gönner, der von Julias Geschichte berührt, einen Gebrauchtwagen im Wert von 11 900 Euro zur Verfügung stellte und die Differenz zur Spendensumme kurzerhand selbst beglich.

Bei der feierlichen Übergabe am vergangenen Donnerstag im Autohaus Priller in Salitersheim fand „Waldi“ Kruppa keine Worte für sein Glück, als Leiter Toni Wagner den Wagen von seiner ursprünglichen Verpackung befreite. „Nach so vielen Krankenhaus- und Rehaaufenthalten bin ich einfach nur stolz auf alle, die uns so selbstlos helfen“, war der einzige Satz, der dem berührten Familienvater in seiner Nervosität von den Lippen sprang.

Waldemar Kruppa ließ es sich trotz klammer Kasse jedoch trotzdem nicht nehmen, sich bei allen Beteiligten mit kleinen Präsenten zu bedanken. Daniela Hubrig und Lena-Marie Stöcklein, die im Namen der BFV-Sozialstiftung aus München angereist waren und neben der Spende in Höhe von 5 000 Euro auch einen EM-Ball für Julia im Gepäck hatten, wurden mit einem großen Blumenstrauß bedacht. Toni Wagner vom Autohaus Priller und Initiator Ernst Hemmann erhielten ein alkoholisches Dankeschön. Weitere Spender der Aktion waren ferner die Aktion Kinderträume aus Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen mit 1 000 Euro, Immobilienmakler Alexander Karl aus Mengkofen mit 2 000 Euro und das Fitnesscenter Gym80 in Ergolding, welches einen Tankgutschein in Höhe von 300 Euro beisteuerte.

Bei der finalen Schlüsselübergabe erinnerte Ernst Hemmann gemeinsam mit BFV-Kreisvorsitzendem Niederbayern West Rudolf Hamberger daran, wie wichtig es sei, unverschuldet in Not geratenen Menschen in einer schweren Zeit Linderung zu bereiten. „Die Bettelei um Sponsoren war es wirklich wert.“

Hilfe für Mitglied der bayerischen Fußballfamilie

Den eben gleichen Ton schlug Daniela Hubrig von der BFV-Sozialstiftung an: „Man sieht, dass das Spendengeld gut angelegt ist. Die Sozialstiftung ist schließlich ein Gemeinschaftsprojekt, um notleidenden Mitgliedern der bayerischen Fußballfamilie helfen zu können.“

Mit einem Lächeln auf den Lippen und der Hoffnung auf eine zumindest kurzfristig lebensfrohe Zukunft verließen Julia und Waldemar Kruppa das Autohaus Priller in ihrem neuen Wagen. Der erste Fahrtweg solle dabei jedoch nicht direkt nach Dortmund führen, vielmehr sei noch ein Besuch beim Friseur angedacht, bemerkte „Waldi“ abschließend.

(Text & Bild: Michael Seidl / Dingolfinger Anzeiger)